"Hybrid das große Thema in der Heizungsbranche"
Christian Sieg ist seit Januar 2023 Geschäftsführer der BDR Thermea Gruppe in Deutschland und damit für die Marken BRÖTJE, Remeha und SenerTec verantwortlich. Außerdem ist der 41-Jährige Vorstandsmitglied beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e. V. (BDH) und Bundesverband Wärmepumpe (BWP). Im Interview mit Dieter Last, Waldecker PR, beschreibt der CEO, wie er die aktuelle Situation im Wärmemarkt einschätzt und wie sich die Zukunft des Heizens seiner Meinung nach in Deutschland entwickeln wird.
Dieter Last: Christian Sieg, Sie sind seit dem letzten Jahr Geschäftsführer der BDR Thermea in Deutschland und seit kurzer Zeit auch Vorstandsmitglied im Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e. V. (BDH). Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Christian Sieg: Sehr intensiv, wie Sie sich vorstellen können. Gleich zu Beginn des ISH-Jahres 2023 einzusteigen war nicht nur enorm arbeitsintensiv, sondern auch wirklich emotional und anspruchsvoll. Wichtige Termine reihten sich eng getaktet aneinander und ich bin froh, in allen Standorten auf sehr motivierte Teams gestoßen zu sein, die mir volle Rückendeckung geben. Die Vorstandsposten im BWP und BDH waren dann noch das „Sahnehäubchen“ ober drauf. Ich freue mich darauf, auch auf politischer Ebene konstruktiv an der Umsetzung hin zu einem nachhaltigen Heizungsmarkt mitzuwirken.
Last: Nachdem die Bundesregierung mit dem Gebäudeenergiegesetz GEG ja im letzten Jahr mehr zur Verunsicherung der Bürgerinnen und Bürger als zur dynamischen Wärmewende beigetragen hat, dürften Ihre Zukunftsaussichten für 2024 eher pessimistisch ausfallen, oder?
Sieg: In der Tat erzeugt die aktuelle Situation nicht unbedingt Partystimmung. Das Antragsaufkommen zur Förderung eines Wärmepumpeneinbaus ist beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im letzten Jahr um mehr als 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Ähnliche Entwicklungen waren für die Bundesförderung erneuerbare Energie (BEG) zu verzeichnen. Das ist zwar erst einmal alarmierend, aber ich bin mir sicher, dass die Nachfrage nach regenerativ betriebenen Heizungssystemen wieder in Gang kommt, sobald die Förderbedingungen die notwendige Verlässlichkeit bieten. Schließlich haben wir es ja auch noch mit einem riesigen Altbestand zu tun. Etwa jede dritte Heizungsanlage ist in Deutschland älter als 20 Jahre, das sagt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Es gibt also ein sehr großes Feld, das wir gemeinsam mit dem verarbeitenden Fachhandwerk zu beackern haben.
Last: Die Wärmewende bringt ambitionierte Ziele mit sich. Kann das Handwerk das denn leisten?
Sieg: Ich bin immer wieder überrascht, wie enorm sich die Marktgröße steigern lässt, so zuletzt eindrucksvoll in 2023. Das Fachhandwerk ist wahnsinnig leistungsstark, wenn die Rahmenbedingungen ein reibungsloses Arbeiten ermöglichen. Die Struktur im deutschen Markt selbst erlaubt noch größere Absatzzahlen; die Komplexität um den Einbau herum wird das jedoch nicht fördern. Wir benötigen schnelle und reibungslose Installationen, dafür einfache Prozesse, unkomplizierte Beratungsrahmen und die passenden Produkte und Serviceleistungen.
Last: Sie haben bei Brötje kürzlich das Kit 65 in den Markt gebracht. Erläutern Sie unseren Lesern doch bitte, worum es dabei geht.
Sieg: Das Kit 65 zahlt genau auf das eben genannte Thema ein. Es handelt sich um eine vorfertigte Montagegruppe, die als zentrale Schnittstelle für bivalente Heizungssysteme dient. Das Bauteil macht die häusliche Wärmeversorgung also hybridfähig, auch wenn die regenerativen Komponenten erst nachträglich ergänzt werden sollen oder können. Klarer Fokus: Lösungsgeschwindigkeit.
Last: Wie funktioniert das in der Praxis?
Sieg: Das Kit 65 kann von jedem Fachhandwerker unmittelbar hinter dem neuen Gas-Brennwertkessel an der Wand angebracht und mit den bestehenden Anschlusshähnen verbunden werden. Dadurch verbraucht es nicht viel Platz und beansprucht im Zuge des Kesseltausches nur rund 30 Minuten an zusätzlicher Montagezeit. Höhe und Breite entsprechen denen des verbundenen Brötje Gas-Brennwertkessels, die Tiefe beträgt nur 175 mm. Dank abnehmbarer Seitenwände kann der Installateur auch bei Unterbringung in Nischen und engen Heizungskellern alles gut erreichen. Das System wird somit montagetechnisch für den späteren oder direkten Anschluss einer Wärmepumpe vorbereitet und ist als Hybridanlage damit absolut gesetzeskonform.
Last: Und wie sieht es in diesem Zusammenhang regelungstechnisch aus?
Sieg: Das Kit 65 fungiert auch als regelungstechnische Inneneinheit der Wärmepumpe, auf einen externen Pufferspeicher kann meist verzichtet werden. Zudem übernimmt das Kit 65 die Abtaufunktion für die Wärmepumpe im Winter. Alle Komponenten des Hybridsystems lassen sich über ein einziges Display am Gas-Brennwertkessel steuern. Auf der neuen IWR Regelungsplattform ermöglicht das Kit 65 die Umschaltung zwischen diversen Betriebsmodi, um die Gesamtanlage CO2-reduziert und / oder kostenoptimiert zu betreiben. Das schafft zusätzliche Unabhängigkeit bei schwankenden Energiepreisen. Die Wärmeerzeuger laufen redundant, sodass höchste Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Für Spitzenlasten springt die Gasheizung ein; werden weitere energetische Sanierungen am Gebäude vorgenommen, steigt der Versorgungsanteil der Wärmepumpe und somit sinkt der CO2-Ausstoß des Gesamtsystems und der Gaskessel kann aus dem System „herauswachsen“.
Last: Sie setzen demnach bei BRD Thermea voll auf die Hybridtechnologie?
Sieg: Nicht nur, aber für gute Hybridlösungen gibt es klar nachvollziehbare Gründe. Schauen wir uns die Altersstruktur der Gebäude an: Etwa 80 % aller Bauten in Deutschland sind über 25 Jahre alt und damit nicht unbedingt für den optimalen Solobetrieb von Wärmepumpen prädestiniert. Ein Hybridsystem bietet da das Beste aus zwei Welten. Spitzenlasten lassen sich – wie gesagt – mit dem Gasgerät bedienen; die Auslegung der Wärmepumpe kann dadurch mit einer niedrigeren Nennheizleistung und somit kostengünstiger erfolgen. Weiterhin bieten wir mit unserem Kit 65 Betreibern und Fachhandwerkern die Möglichkeit des modularen Einbaus. Denken Sie an die zahlreichen Havarien, das sind immerhin etwa 20 % aller Austauschfälle. Dann muss die Wärmeversorgung schnell sichergestellt werden – also wird erst einmal der bewährte Energieträger beibehalten. Die Ergänzung mit der Wärmepumpe kann dank des Kit 65 später erfolgen.
Last: Sie nehmen dem Fachhandwerker also durchaus etwas Druck aus dem Geschäft?
Sieg: Im positiven Sinne schon. Ein weiterer Pluspunkt ist die langfristige Kundenbindung: Wer das Kit 65 installiert, wird natürlich auch später mit der Integration der Wärmepumpe in das System beauftragt. Da die Hydraulik bereits vorbereitet ist, geht die Installation dann mit weniger Zeitaufwand vonstatten. Mit dem Kit 65 liefern wir eine einfache und zukunftssichere Lösung für den kurzfristigen Kesseltausch sowie für die planbare Heizungssanierung in Ein- und Zweifamilienhäusern. Installationsaufwand und Investitionskosten lassen sich auf einen längeren Zeitraum verteilen und Planungssicherheit wird hinzugewonnen.
Last: Erlauben Sie uns einen Blick in die sprichwörtliche Glaskugel. Was erwarten Sie vom Geschäftsjahr 2024?
Sieg: Das 1. Quartal scheint sich schwierig darzustellen. Die gebremste Nachfrage bei den Wärmepumpen trifft auf Lagerkapazitäten und Geräte, die scheinbar nicht überall in dem Maße abfließen, wie es der Fachgroßhandel und auch lagerführende Handwerker angestrebt haben. Im Verlaufe des Jahres sollte sich der Markt aber stabilisieren und positiv entwickeln. Wir sind so weit gut aufgestellt und ich bin dahin gehend wirklich zuversichtlich.
Last: Vielen Dank für das Gespräch, Christian Sieg!
Pressemitteilungen
Hier findest du alle Pressemitteilungen, Ansprechpartner und weitere Medien.
Referenzobjekte
Hier findest du Referenzobjekte, in denen BRÖTJE Technik bereits verbaut wurde.